Musiktherapie nach einem Schlaganfall
Menschen nach einem Schlaganfall befinden sich oft in der Situation, dass sie vieles sagen möchten, sie dies aber nicht können. Das Kommunikationssystem ist quasi auf "Empfang" geschaltet und "Senden" ist oft gar nicht oder nur bedingt möglich.
"Durch Musik zur Sprache" ist das Konzept der Melodischen Intonationstherapie. Das Lied in all seiner Symbolkraft ist vor allem für Menschen, deren Sprachfähigkeit beeinträchtigt ist, eine emotionale Brücke, die den Transfer von Gefühlen wieder ermöglicht. In der Musik, beim Singen, auch beim Sprechgesang werden beide Gehirnhälften beansprucht - vor allem in der rechten Hemisphäre gibt es Areale, die für den "neuen" Wortschatz rekrutiert werden können.
Aphasie Projekt Impro
Wir Menschen verfügen über zwei von Klängen getragene Kommunikationssysteme: Sprache und Musik. In diesem Projekt, initiiert von einem Aphasiker, geht es darum, dem System "Musik" Raum zu geben. Es wird viel musiziert, d.h. spontan in der Gruppe improvisiert, und wenig gesprochen. Diese Form des Musizierens hat weder Übungs- noch Trainingscharakter, es ist pure Freude am Ausdruck. Notenkenntnisse oder das Beherrschen eines Instrumentes sind nicht notwendig. Wir spielen miteinander auf Instrumenten wie z.B. Xylophon, Klavier, Mundharmonika, Pauke...
Musiktherapie bei Demenz
In der Musiktherapie mit alten Menschen geht es unter anderem darum, aktuelle Themen innerlich und äußerlich zum Klingen zu bringen.
Die Reaktion auf Musik bleibt immer erhalten, selbst wenn die Demenz weit fortgeschritten ist. Das Ziel der Musiktherapie ist hier umfassend - sie wendet sich an die Gefühle, die kognitiven Fähigkeiten, die Gedanken und Erinnerungen und an das erhalten gebliebene "Selbst" des Patienten. Sie werden angeregt und zutage gefördert. (vgl. Oliver Sacks)
"Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen."
(Franz von Assisi)
Ein paar Beispiele sehr beliebter Lieder und deren mögliche Bedeutung:
"Am Brunnen vor dem Tore..." - der Brunnen steht, wie auch in den Märchen, als Zeichen für den Übergang von einer Welt in die andere
"Guten Abend, gute Nacht..." - Abendlieder als Tröster vor dem Einschlafen, auch vor dem großen Einschlafen nach einem ruhigen Lebensabend
"Das Hobellied" - das Schicksal hat gehobelt, man selbst hat gehobelt, viele Späne sind geflogen - im Alter wird dem Kunstwerk "Leben" der letzte Schliff gegeben
"Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten..." - gerade jenen Menschen, die in ihrer körperlichen Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, gibt die Idee, dass in Gedanken ALLES möglich ist, sehr viel Kraft.
"Kommt ein Vogerl geflogen..." - Kinderlieder als empfindungsmäßige Erinnerungshilfen an sehr weit zurückliegende Zeiten, das Alter lässt sich mit der Phase der Kindheit spiegeln, und viele Erlebnisse der ersten Jahre erscheinen in einem neuen Licht.
Die "Ode an die Freude" (Schiller) - gelesen, gesungen oder auch gespielt - ist eine herzerfrischende Quelle im wahrsten Sinne des Wortes im oft sehr trüben Alltag